Der lange Weg vom offenen Geschäftsklub zum Karriere-Ökosystem
Bähm! Gruppenmoderatoren wurden am letzten Donnerstag vorinformiert und heute am 18. August, wird es breit in die XING-Community gestreut:
Xing schaltet zum Januar 2023 ALLE Xing Gruppen ab und schließt den EVENT – Markt.
Nein, nicht alle Xing – Gruppen. Die sogenannten Xing-Ambassador-Gruppen bleiben bestehen- wie sie sich verändern, ist noch nicht bekannt.
Immerhin bekamen wir die Post von der New Work SE-Geschäftsführerin Sabrina Zeplin persönlich.
Die Gründe?
„In Zukunft wollen wir uns noch stärker auf die Unterstützung unserer Mitglieder
bei ihrer beruflichen Orientierung konzentrieren.
Damit das gelingt, haben wir schweren Herzens die Entscheidung getroffen,
XING Gruppen und den XING Eventmarkt zum 11. Januar 2023 einzustellen.
(…) Aber sie unterstützen leider nicht mehr unseren neuen Fokus und binden viele Ressourcen.
Diese wollen wir nutzen, um unsere Angebote rund um die berufliche Orientierung weiterzuentwickeln.
Den ersten Schritt macht ein umfassendes E-Learning-Angebot (…)“
Sabrina Zeplin
Die XING-Gruppen
Für aktive Gruppen-Moderatoren besonders bitter: „Wenn Du Deine Gruppen-Inhalte sichern möchtest, kannst Du das bis zum 10. Januar 2023 tun, z. B. über die persönliche Daten-Auskunft. Oder Du machst Screenshots von den für Dich wichtigen Inhalten.“
So kennen wir Xing – leider. User-Experience wie immer miserabel.
In den letzten Tagen haben die Gruppenmoderatoren unterschiedlich reagiert. Die allermeisten ziehen erstmal auf Linkedin um und dann schauen sie weiter.
Wie sieht es bei meinen wichtigsten Communities aus?
Die Corporate Learning Community reagiert cool wie immer „Wir müssen leider umziehen – 5.922 Mitglieder sind schon auf Linkedin- kommst Du auch? Karlheinz Pape
Der Verband der Selbständigen und Gründer Deutschlands e.V.
“ – VGSD hat sich noch nicht geäußert – die XING-Gruppe des VGSD gehört mit fast 100.000 Mitgliedern zu einem Schwergewicht unter den Ambassador-XING-Gruppen. Aber passt sie noch in den Fokus der „beruflichen Orientierung“? Wir werden es beobachten.
Der Bundesverband deutscher Psycholog:innen e.V. - BDP ist eh schon ausschließlich auf LinkedIn unterwegs mit 7600 Followern.
Stellen Sie sich vor, Ihr Geschäftsmodell und Marketing-Strategie basieren auf der Moderation und aktiven Bespielung von Xing-Gruppen? Tja, dann haben Sie jetzt gute vier Monate Zeit, Ihr Business umzukrempeln. Soll ja bei agilen Organisationen gar kein Problem sein... Puh, ich stell´s mir krass vor für die Betroffenen. Seit ich 2017 ins Online-Business eingestiegen bin, denke ich gelegentlich darüber nach, wie ich z.B. die Lern-Inhalte auf meiner Kursplattform sichere und rette, wenn das erfolgreiche Startup Blink.it mal verkauft wird. Oder meine seit 2012 auf Jimdo betriebene Webseite auf eine andere Plattform umziehen muss.
Da spürt man die unternehmerische Verantwortung mal ganz hautnah. Wenn zu viele Ressourcen in zu kurzer Zeit aufgebracht werden müssen, aufgrund einer von außen aufgezwungenen Veränderung. Aber, wem erzähle ich das eigentlich ?!
Die XING-Events
Diese Funktion war eines der wirklich positiven Merkmale im Vergleich zu LinkedIn. Sehr professionelles Ticketing, Unterstützung durch Werbemaßnahmen, gute Statistiken. Über die kostenlosen Events konnten wir Dienstleister testen, Wettbewerber ausspionieren und uns über neue Themen schlau machen. Einfach nur genial. Und als Marketing-Instrument viel und gerne genutzt.
Also gut - neue (?) strategische Positionierung
Ist ja nicht so schlecht. Da hat das Management – Team also gearbeitet. 😉
2012 an Burda DLD Media verkauft, hat Xing letzten Endes mit dem jetzt vollzogenen Zielgruppenfokus Konsequenz gezeigt. Umfirmierung in NEW WORK, alle Angebote rund um das Business-Ökosystem Personalbeschaffung.
Bereits 2013 auf der Zukunft Personal war mir ein entscheidender Schritt weg von einer offenen Geschäftsnetzwerkplattform klar geworden. Das Angebot "Talent – Manager" für Recruiter, der bei der strukturierten Ansprache von Xing-Mitgliedern und Aufbau eines Talent-Pools hilft, wurde gerade gelauncht und hatte einen aus Vernetzungssicht entscheidenden Web-Fehler: Recruiter können auf das Profil gehen, ohne dass das Mitglied das bemerkt. „Das sei der Wunsch der Personaler-Kunden gewesen“. Ja, ist nur nicht das NEW WORK - Versprechen von Augenhöhe und Transparenz.
Und das ist nicht nur mein subjektives Bedürfnis, sondern fast drei Viertel aller Befragten in der Studie "Recrutiing Trends 2020"* der Universität Bamberg sehen das genauso wie ich. In der Gen Z noch 50% der Befragten, also auch erheblich.
Im Rahmen meiner Outplacement- und Karriereberatungen als Job-Coach habe ich das bewerberseitige XING-Angebot „Pro-Jobs“ versucht zu verstehen. Auch hier bleibt unklar, was genau der Vorteil für das sich beruflich orientierende Xing-Mitglied ist.
Dennoch: Mit der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu, der Jobbörse, Talent Manager und Pro-Jobs ist Xing/New Work für das Business-Ökosystem „Arbeitgeber und Mitarbeiter finden sich“, richtig gut aufgestellt.
Experimente mit anderen Angeboten „Freelancer-Plattform“ und die XING Coaches + Trainer Plattform, natürlich die „größte Plattform in DACH “, sind gescheitert. Überteuert und nicht aussagekräftig. Da helfen die New Work Awards und Top Business Coaches Auszeichnungen auch nicht weiter.
Relevanz für die Zielgruppe noch oder schon hoch genug?
Wie notwendig und attraktiv wird die Präsenz auf der Plattform für potentielle Mitarbeitende und Arbeitgeber bleiben?
Zumindest noch in 2019 waren Social Media und Karrierenetzwerke nur marginal im Recruiting relevant. Der Hauptteil an Ausschreibungsorten sind die Unternehmenswebseite selbst sowie Internet-Stellenbörsen. Und auch die tatsächliche Einstellung findet über die Karriereseite der Unternehmen sowie Internet-Stellenbörsen jeweils ca. 30% statt. Active Sourcing, ist insgesamt mit noch 14,2 % bei den Top 1000 Unternehmen irrelevant, für IT-Unternehmen ist es mit 20% schon relevant.
Klar ist, New Work SE will sich am Fachkräftemangel eine goldene Nase verdienen. Je größer die Verzweiflung der Arbeitgeber, um so einfach wird das gehen.
Aber:
Werden die Fachkräfte auf Xing bleiben und wird die junge Generation die Plattform annehmen? Wie ist die aktuelle Altersstruktur der Mitglieder?
Diese STATISTA Grafik für den Zeitraum 2021/2022 gibt Aufschluss: Über alle Altersgruppen hinweg sind nur knapp ein Fünftel der Befragten auf Xing unterwegs. Bezogen auf die heiß begehrten Altersgruppen 20 bis 50 Jahre gut ein Drittel der Befragten.
In der Studie der Universität Bamberg „Recruiting-Trends 2020“ sehen die Karrierenetzwerke aus Sicht der Bewerber extrem abgeschlagen aus. Interessant für Unternehmen: Die Bewerber nennen mit mehr als 20% die Mitarbeiterempfehlung als Erstkontakt. Hier lohnt es sich sicher, genauer hinzuschauen und ggf. ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm aufzulegen. Und auch die Arbeitsagentur mit 11,1% hat einen wichtigen Anteil, was wirklich überrascht und tatsächlich auch im Fachkräftemangel zu berücksichtigen ist. Ich habe von einem kleinen IT-Unternehmen berichtet bekommen, sie hätten gute Erfahrungen gemacht, sich mit dem/der lokalen Sachbearbeiter/-in der Arbeitsagentur gut zu vernetzen. Durch die Vermittlung von Bewerbern direkt in den ersten Wochen nach der Eigen-Kündigung, noch bevor Bewerbungen oder Direktansprachen laufen, wurden - in Einzelfällen - Erfolge erzielt.
Was sagt Schwester Google dazu?
Der Sistrix-Sichtbarkeitsindex spricht eine klare Sprache:
Netzwerke auf LinkedIn, wenn Du einen Job suchst, nutze die Meta-Jobsuchmaschine Indeed und wenn Du Dich schlau machen willst über alles, was Karriere angeht, gehe auf karrierebibel.de - der Mehrwert von Xing ist aus Google-Sicht auch für den sich beruflich Orientierenden nicht zu erkennen...
Fazit: Lohnt sich die Doppelstrategie XING UND LINKEDIN noch?
Eine wichtige Funktion ist für eine Einzelunternehmerin wie mich noch relevant im Vergleich zwischen Xing und Linkedin:
Bei Xing kann ich als Premium-Mitglied aktuell noch ALLE Xing – Mitglieder recherchieren mit einer sehr viel besser gestalteten erweiterten Suche als bei LinkedIn. Bei LinkedIn Premium Essential, das im Preis mit Xing Premium vergleichbar ist, ist die Suche auf Kontakte 2. und 3. Grades beschränkt. Das ist für meinen handgemachten Vertrieb weiterhin Gold wert.
Für meinen Produktbereich Job-Coaching und Life Design wird sich die Premium-Mitgliedschaft bei Xing sicher noch lohnen, vielleicht reicht aber auch die Basis-Mitgliedschaft. Das werde ich bis zum nächsten Kündigungstermin beobachten und dann gut entscheiden können.
Für Sie als Unternehmen ist sicherlich die Frage sinnvoll, welchen Mehrwert die Präsenz und aktive Bespielung beider Plattformen noch hat:
- Nutzen Sie bereits LinkedIn Learning, den Sales Navigator für Ihren Social Selling- Sales, sind Ihre Führungskräfte aktiv an der Mitarbeitendensuche beteiligt durch eine Corporate Influencer – Strategie?
- Wie viele Netzwerke brauchen wir eigentlich für unseren geschäftlichen Erfolg?
- Koppelt sich die Personalfunktion/ Recruiting-Abteilung wieder stärker vom Business ab und tummelt sich auf spezialisierten Karriere-Plattformen wie XING?
- Wo sind Ihre zukünftigen und heutigen Mitarbeitenden unterwegs? Empfehlen sie Ihr Unternehmen schon aktiv in ihrem Netzwerk und wo passiert das? Genau da sollten Sie auch sein!
Ich bin da, wo Sie sind :)
Ich unterstütze Sie als Unternehmen weiterhin mit fundierter Management-Diagnostik und zugeschnittenen Entwicklungsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass Sie die Richtigen auch einstellen, die Mitarbeiter*innen sich bei Ihnen prächtig entwickeln und gerne bei Ihnen bleiben.
Sie als angestellte/r Berufstätige/r unterstütze ich bei der Wahl des richtigen Unternehmens, des richtigen Jobs und des richtigen Life Designs, damit Ihr Lieblingsleben so weitergehen kann oder Sie endlich in Ihr Lieblingsleben abspringen.
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Verwendete Quellen:
Universität Bamberg: Recruiting Trends 2020
Sistrix.de
Xing.com
LinkedIn.com
Statista.com
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