Auf dem Weg zum Aufhören
Harald Welzer plädiert in seinem neuesten Werk "Nachruf auf mein Leben", eine Kultur des Aufhörens zu etablieren, in der wir das Gute der Vergangenheit würdigen, wertschätzen und uns Rituale aneignen, angemessen loszulassen. Wir werden dieser Tage üblicherweise mit Erfolgen überschüttet. Es schäumt über vor Dankbarkeit, überraschender Großartigkeit und Wertschätzung für Kooperationspartner, Mitarbeiter*innen usw. Wichtig, aber nur eine Seite der Medaille.
Für einen unbelasteten Neustart oder eine echte Veränderung brauchen wir auch eine Routine, sich den unangenehmen Ereignissen, Erlebnissen und Misserfolgen zu stellen. Die stillen, auch dunklen Wintertage zwischen den Jahren sind hierfür gut geeignet.
Das Verdrängen des Unangenehmen führt auf lange Sicht zu unbewusstem Wiederholen oder angstbesetzten Glaubenssätzen. Ich habe mich in diesem Jahr mit dem für mich belastenden Thema (narzistische) Kränkung beschäftigt und empfehle hier den Ratgeber von Doris Wolf "Ab heute kränkt mich niemand mehr - 101 Power Strategien, um Zurückweisung und Kritik nicht mehr persönlich zu nehmen."
Sie finden dort viele gute Hinweise auf Basis des Grundverständnisses der kognitiven Verhaltenstherapie und der Einsicht, nur ich selbst kann die eigene Kränkbarkeit verändern.
Ein noch schwieriger Aspekt für mich: Nur wenn Du dem anderen verzeihst, kannst Du die Kränkung loslassen.
Dies wird auch im nächsten Jahr ein Entwicklungsaspekt für mich bleiben.
Wie sieht das bei Ihnen aus? Welche der folgenden Fragen rührt an Unangenehmem? Je unangenehmer, um so wertvoller für Ihre Entwicklung. Da gebe ich dem Autor Jens Corssen "Der Selbstentwickler" mehr als recht. Und je nach Typ machen Sie es ganz für sich allein oder mit einer Vertrauensperson. Den Weg an die Öffentlichkeit findet das nicht, egal wie viel agiles "Heiter scheitern", "Fail forward" uns propagiert wird. Erst wenn die Wunden geleckt sind, Gefühle verarbeitet sind und wir die selbstbewussten "Lessons learned" verkünden, darf es in die sozialen Medien.
Geben Sie sich die Blöße und würdigen Sie das Unangenehme, Schwierige, Versagen des letzten Jahres - im Stillen.
Schauen Sie ehrlich in den Spiegel
- Wofür schämen Sie sich?
- Was wollen Sie für immer vergessen?
- Wofür sind Sie dankbar, dass es jetzt endlich vorbei ist?
- Was haben Sie in den Sand gesetzt?
- Wen haben Sie unnötig oder unberechtigt gekränkt, übervorteilt, verletzt?
- Wem wollen Sie verzeihen, für eine Kränkung, die Sie getroffen hat?
- Was wollen Sie sich verzeihen?
Haken Sie es ab!
Gefühle wahrnehmen, anerkennen, ausdrücken/ ausleben, tief ein- und ausatmen, sich diese Fehler und Misserfolge eingestehen und sich trotzdem oder gerade deshalb selbst lieben, so wie man ist, mit dem was Sie getan haben - dann darf es weitergehen mit alten und neuen Zielen!
Prototypen statt guter Vorsätze
Stürzen Sie sich nicht in die "guten Vorsätze", sondern erlernen Sie die Prototypen-Methode. Prototyping ist eine aus dem Design Thinking entlehnte Technik, um grosse Ziele in kleinen definierten Experimente zu testen - mit dem Ziel: Probieren geht über studieren!
Wenn Sie mehr über Life Design Thinking erfahren wollen, und Sie mit dem kleinen Scheitern besser fertig werden wollen - besuchen Sie den Gratis-Live-Online-Lernsnack "Life Design Thinking - brauch´ ich das?" am 6. Januar 2022. Hier geht´s zur Anmeldung>>
Ich wünsche Ihnen "simply the best" für 2022!
Kommentar schreiben