Speed Coaching - ist Slow Coaching?!

Am kurzen, zeitbeschränkten  Coaching von 20 bis 30 Minuten scheiden sich die Geister – unseriös, unprofessionell, oberflächlich sagen die Einen – fokussiert, agil, modern, punktgenau, wirksam sagen die Anderen.

Speed Coaching ist einer von vielen irreführenden Begriffen – aber wie so viele fest eingeführt und daher nur schwer veränderbar.

Es geht NICHT um Geschwindigkeit, sondern genau um das Gegenteil, ganz im Sinne von Lothar Seiwerts´ „Wenn Du es eilig hast, gehe langsam“.

 30 Minuten Fokus auf ein Thema – seit das agile Arbeiten im Mainstream der Arbeitswelt angekommen ist, sind die Vorzüge des „Time boxing“ bekannt – es geht um eine Sache, einen Aspekt, alle anderen Aspekte werden verschoben, ausgeblendet. Das hat auch Nachteile – der Vorteil: keine Ablenkung. In unübersichtlichen Situationen hilft der Coach, diesen Fokus zu finden.

Ideen generieren, austauschen, diskutieren – gelingt am besten gemeinsam mit Anderen im sozialen Austausch – je anders(artiger) der Gesprächspartner, umso besser. Perspektivenwechsel und Reframing, alternative Sichtweisen, komplett andersartige Informationen. 30 min gelebte Diversity.

DER Mehrwert in Coaching-Prozessen. Der Coach stellt sicher, dass der Kunde/ die Kundin sein/ ihr Ziel benennt, ein Ergebnis erarbeitet und dieses zusammenfasst. Die Prozessverantwortung für die Phasen von Fokus und Inspiration hat der Coach und er/sie sorgt dafür, dass rechtzeitig und dezidiert über Erkenntnisse und nächste Schritte gesprochen wird. 

In jeder Phase des Entscheidungsprozesses wechseln sich divergente und konvergente Denkprozesse ab. Nach vorbereitender Recherche (divergent) braucht es eine Entscheidung für das Fokusthema (konvergent), das Erarbeiten und Finden von Lösungsalternativen erfordern divergentes Denken, die Entscheidung für eine Alternative Konvergenz. Überlegungen zu den konkreten Umsetzungsschritten divergentes, Entscheidung für den nächsten Schritt konvergentes Denken.

Während die logisch-rationale Seite unseres Gehirns in den 30 Minuten auf Hochtouren agiert, benötigt das Gefühlssystem der Intuition mit Beteiligung der autobiographischen Gedächtnisinhalte meist länger.  Diese Kehrseite ist nicht von der Hand zu weisen. Hier gibt es drei Möglichkeiten:

1.  Der Kunde/ die Kundin ist bereits länger mit einer Entscheidung beschäftigt und benötigt zu einem bestimmten Aspekt einen Sparringspartner. Nach dem Speed Coaching lässt er / sie die Erkenntnisse sacken und trifft einige Zeit später die finalen Entscheidungen.
2. Der Kunde/ die Kundin wird vom Coach durch prozessbegleitendes Material auf das Speed-Coaching vorbereitet und erhält nach dem Speed Coaching eine Zusammenfassung der besprochenen Aspekte (als Text oder Video/Audio-Aufzeichnung).
3. Der Kunde/ die Kundin geht ohne besondere Vorbereitung in das Speed Coaching und hat eine ergebnisoffene Haltung – sinnvoll zu Beginn, wenn die Lage unübersichtlich, neu oder komplex ist, mittendrin, wenn die Fortschritte nicht wie geplant sichtbar sind und die Ursachenanalyse stockt,  im Moment der Entscheidung, wenn der Kunde/ die Kundin vor dem entscheidenden Schritt zurückzuckt, direkt danach, wenn der übliche Energieschub für die Umsetzung ausbleibt. 

 Im Speed Coaching wird der Kunde/ die Kundin – meist durch Fragen – zur Selbstreflexion angeregt, gleichzeitig gibt der Coach Ratschläge auf Basis seines / ihres Erfahrungsschatzes, gibt Trainingsimpulse, gemeinsam werden kollaborativ Lösungsmöglichkeiten entworfen und er/ sie  moderiert die Struktur der knapp bemessenen Zeit.